„Wir werden geboren um zu leben und wir werden sterben.
Doch gehen wir nie so ganz. Unsere Taten und Geschichten werden denen helfen, die nach uns kommen.
Dein Traum wird ihr Traum sein und sie werden lernen zu verstehen.“
[aus „Die Chroniken der Windträume]
Eine Umfrage mit Erkenntnisgewinn
Das Leben ist kurz und viel zu oft fragt man sich wo die Zeit eigentlich geblieben ist. Eine Umfrage von Bronnie Ware (u.a. Palliativkrankenschwester), unter in sterben liegenden, die gefragt wurden, was sie in ihrem Leben gerne anders gemacht hätten, ergab folgendes:
- „Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, ein Leben getreu mir selbst zu führen – anstatt eines, das andere von mir erwarteten.„
- „Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.“
- „Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, meine Gefühle zu zeigen.“
- „Ich wünschte, ich wäre mit meinen Freunden in Kontakt geblieben.“
- „Ich wünschte, ich hätte mich glücklicher sein lassen.“
Und genau das ist es in unser Funktionsgesellschaft a la Marktwirtschaft ja leider auch: Leistungsdruck von Klein auf, sobald man arbeiten kann, heißt es ranklotzen und sogar wenn der Körper Warnsignale sendet und man krank wird, zählt nur eins: Die Wiederherstellung der Arbeitskraft. Der Mensch selbst, Familie, Freunde, das eigene LEBEN kommt oft zu kurz.
Die Endlichkeit des Seins
Ich bin jetzt 41 Jahre jung. Für manche klingt es ein wenig verrückt, wenn ich sage, dass ich schon mit Anfang 20 meine Beerdigung geplant habe. Sicher hat es mich auch geprägt, dass ich bereits mit 15 meinen Vater habe sterben sehen. Alleine in diesem Jahr habe ich, im Abstand von nur wenigen Tagen, meinen Stiefvater und meinen Schwager verloren. Die Wenigsten wollen etwas vom Sterben oder vom Tod hören, denn es macht ihnen bewusst, dass sie vergänglich sind. Nicht mehr als ein Wimpernschlag im Universum. Und doch: Genau das sind wird: Vergänglich. Statt dieses Thema zu taburisieren, sollten wir alle offener damit umgehen. Das macht es nicht nur für unsere Hinterbliebenen einfacher, sondern auch für uns selbst, denn seien wir mal einen Augenblick ehrlich zu uns selbst: WANN leben wir genau so, wie WIR es wollen, genießen DEN Augenblick, der UNS glücklich macht, erfreuen uns an den kleinen, wenn auch eher unscheinbaren Dingen? Leben (die meisten von uns) nicht vielmehr ein Leben, welches ihnen anerzogen wurde? Wer steckt nicht in einem Korsett aus Regeln?
Zeit auszubrechen!
Ich möchte mir später nicht vorwerfen, dass ich nie für meine Liebsten (ob Tier oder Mensch) da war, weil ich mal wieder „keine Zeit“ hatte. Wie oft sage ich das alleine zu den Katzen!!! „Ich kann jetzt nicht mir dir spielen, ich muss arbeiten.“ – Und dabei ist ihr Leben um ein vielfaches kürzer! Wie oft habe ich so viele Termine, dass ich gar keine Luft mehr finde, um noch Dinge zu tun, die mir Freude bereiten! Wie oft stresse ich mich selbst, weil die Wohnung nicht aufgeräumt, der Geschirrspüler nicht ausgeräumt, … ist. Statt einfach mal zu sagen: „Ist halt so. Haushalt kann warten. Aber JETZT ist metime / wetime!“
Der Tod ist eine Hängebrücke
Ich wollte, gefühlt schon immer, dass bei meiner Beisetzung „It’s time to say goodbye“ (Bitte NUR in der Original-Version und nur von Andrea Bocelli!!!) gespielt wird. Danach soll es eine große Party geben, getreu dem Motto: „Trauert nicht das ich gestorben bin, sondert feiert das ich gelebt habe!“ Einige Kleinigkeit hat sich, allerdings erst in diesem Jahr, geändert: Früher habe ich mir immer eine Bestattung im Meer gewünscht, da ich das Meer liebe. Doch der Gedanke im trüben, platikverseuchten Wasser auf Ewigkeiten umherzudüpeln, beunruhigt mich irgendwie. Daher bevorzuge ich nun die Beisetzung im Wald. Ist als Nichtschwimmerin auch irgendwie schön, wenn ich das als Geist durch den Wald, der meine zweit liebeste Natur ist, flanieren – und wenn ich Lust darauf habe, Menschen Spaziergängern Streiche spielen – kann.
In meiner Vorstellung ist mein Übergang in die andere Welt eine ganz eigene: Als erstes habe ich vor Jahrzehnten beschlossen 120 Jahre alt zu werden. (Das ist im übrigen kein Wunsch, sondern ein fester Vorsatz von mir! Natürlich immer unter der Prämisse das ich dann nicht vor mich hinwegetiere …) Immer wenn ich an meinen Todestag denke, sehe ich mich in einem gemütlichen Ohrensessel sitzen, der an der offenen Terassentür steht, so dass ich durch diese direkt in den wunderschönen Garten blicken kann. Es ist angenehm war, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, Schmetterlinge und andere Insekten bringen Leben. Ich sitze drinnen, schaue ihnen zu. Ab an und weht ein laues Lüftchen herein. Eine Tasse Tee (das Porzellan ganz stilecht verschnörkelt und mit bunten Blumen) neben mir, auf einem kleinen Tischchen sitze ich dort. Alleine und ich lächele, denn ich weiß, dass ich schon bald meine Liebsten wiedersehen werde. Wenn ich „übetrete“ stehe ich auf einem Berg (ausgerechnet!), vor mir eine tiefe Schlucht, auf der anderen Seite einige meiner Liebsten (Mensch UND Tier), die gekommen sind um mich zu begrüßen. Doch dazu muss ich ersteinmal die Hängebrücke, die über die Schlucht gespannt ist, überwinden. Ganz im Gegensatz zu meinen Lebzeiten habe ich jedoch keine Angst. In mir breitet sich ein großer Frieden aus und … – DAS werde ich in frühstens 79 Jahren herausfinden. 😉