Fifteen years ago…

bike-3539643_1920Für die Jüngeren ist es vielleicht schwer vorstellbar, Ältere kennen es sicher noch: Brieffreundschaften. Ganz klassisch wurde eine Nachricht mit der guten alten „Schneckenpost“ versendet. Der Absender gab sich meist redlich Mühe beim Verfassen der Zeilen, schrieb fast immer mit der Hand, der eine oder andere mit Schreibmaschine. Kuverts wurden mit eigenen kleinen Zeichnungen oder bunten Aufklebern verschönert, sodass auch der „Postbote“ seine Freude an der Zustellung hatte. – Ich erinnere mich noch daran, dass ich als Kind immer meiner Omi schrieb, da wir mehren Stunden auseinander wohnten. Da ich schon immer gerne gemalt habe, bekam der ansonsten langweilige weiße Umschlag, jede Menge bunte Bilder, immer passend zum Thema, wie z. B. Jahreszeit, Feiertag, Wetter,… Wie es sich für Großeltern gehört, war sie natürlich total glücklich darüber. Später erfuhr ich, dass auch der Briefträger – der tatsächlich noch für jede Zustellung bei meiner Omi klingelte! – sich immer die Bildchen ansah und sich dann mit ihr darüber unterhielt. Und ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht von da an immer kleine Botschaften für den netten Mann auf den Umschlag geschrieben hätte. Nichts Großes, nur so etwas wie „Lieber Postbote, danke das du Omi meine Briefe bringst“ oder „Hallo Postbote, ich wünsche dir einen schönen Tag„. Doch ihn freute es wirklich sehr. Ab und an habe ich ihn auch auf den Umschlag gemalt. – Als Männchen mit viel zu größen Händen und Füßen, beim Post austragen! 😀 – In den Sommerferien durfte ich ihn dann sogar einmal persönlich kennenlernen. (Seine Hände und Füße hatten normale Proportionen.) Leider war ich schon immer schüchtern und nicht groß im Reden, so dass ich nicht viel über ihn berichten kann. Ich schrieb und malte weiterhin – für Omi und den Postboten. Doch leider wechselte er bald das Gebiet oder verzog, jedenfalls kam ab da eine Frau, die allerdings weder Zeit für einen Plausch, noch gute Laune zu haben schien. (Ich malte natürlich weiter für Omi.)

Unterwasserwelt
Das ist zwar nicht auf einem Briefumschlag, aber stellvertretend für meine damalige Kunst. Dieses Bild entstand zu meiner Grundschulzeit. 😀

Das ist alles laaaaange laaaaange her. Meine Omi ist längst zu meinem Schutzengel geworden. („Mäuschen, ich werde von oben aufpassen und immer da sein, wenn du mich brauchst.“) – Da ich bereits mehr als einmal mit dem Leben davon gekommen bin, würde ich sagen, sie macht ihren neuen Job verdammt gut! <3

Omi
Meine Omi mit Pudeldame Biene vor dem Haus, in dem sie gelebt hat (gleich da links, die Treppe rauf ;))

Aber warum erzähle ich euch das alles? Und warum ausgerechnet jetzt? Das liegt daran, dass mich, dank moderner Medien, etwas erreicht hat, das mit dem Thema zu tun hat: ein Slam. – Dabei handelt es sich um kleine Heftchen, die man für jemand anderen (oder auch sich selbst) macht. Darin stellt man kleine Aufgaben. – Meist ist es so, dass es auf jeder Seite einen andere gibt. – Der Empfänger sucht sich eine aus und erfüllt diese. Natürlich hinterlässt er noch seinen Namen und seine Adresse und dann wird es weiter gesendet. Dazu legt man es einfach dem Brief an seinen Brieffreund bei. Entweder macht dieser ebenfalls mit oder er sendet es weiter. Das geht so lange, bis das Slam voll ist. Dann wird es, von demjenigen, der die letzte Aufgabe erfüllt hat, an denjenigen gesendet, für den das Heft gemacht wurde. Dieser macht dann für jeden, der mitgemacht hat, ein eigenes Slam, sendet diese in die Welt und … Na ihr wisst schon. Man könnte vielleicht sagen, es ist eine schönere Form eines Kettenbriefes (nur ohne irgendwelche Drohungen bei Nichterfüllung ;-)). Und nun hat mich doch tatsächlich ein Slam erreicht, welches für mich gemacht wurde. – Da die Adresse darin die von meiner allerersten (!) eigenen Wohnung ist, muss das Heft an die 15 Jahre unterwegs gewesen sein. Kaum zu glauben, dass es nach so langer Zeit den Weg zu mir gefunden hat! Ich pflege seit dieser Zeit keine Brieffreundschaften mehr (bin aber tatsächlich mit einigen meiner allerersten Brieffreunde noch heute in Kontakt. Nur eben über „neue“ Medien.), sodass diese Slam-Serie hier endet. Ich werde mir aber noch irgendwas ausdenken, um mich bei den „Gestaltern“ – und der Rücksenderin – zu bedanken. 🙂 Sollte jemand von euch sich beteiligt haben, sage ich schon mal auf diesem Weg DANKE!

1 Gedanke zu „Fifteen years ago…“

  1. Wieder etwas dazu gelernt. Kannte diese Slambriefe noch nicht.
    Und dass einer 15 Jahre brauchte, ist ja kaum zu glauben, sofern ich das richtig verstanden habe. Ich habe sehr viel mit dem Schreiben von Postkarten zu tun, was bei Postcrossing wieder `in Mode´ gekommen ist.
    Falls du es nicht kennst:
    https://4alle.wordpress.com/2020/06/03/back-to-the-roots-mit-postkarten/
    Mit Fotos von der Schlachte in HB.
    Inzwischen mache ich selbst Postkarten…
    Falls ich deine Adresse herausfinde, schick ich dir auch eine!!
    bis denn
    Jürgen aus Loy (PJP)
    P.S. Schönes Bild und nett, dass du deine Oma erwähnst. So lebt sie in dir weiter!!

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