Handbuch für Aliens [Rezension zu Absurde Menschheit]

„Die Bildung kommt nicht vom Lesen,

sondern vom Nachdenken über das Gelesene.“

[Carl Hilty]

Hallo ihr Trockennasenaffen, willkommen zu einer neuen Rezension eines Buches, welches – mal wieder – die „Lager“ spaltet. Ein Buch, welches die ungeschönte Wahrheit über den Menschen und die Menschheit an sich auf den Punbkt bringt. Prägnant. Ungeschönt. Und mit einer großen, sehr großen, Portion Sarkasmus. Ein Buch das einen aufregt, zum Lachen animiert und NACHdenken bewegt. Ein Buch welches (nicht nur) für Außerirdische geschrieben wurde:

Gard Meneberg

Absurde Menschheit

… oder was Voyager hätte eigentlich über die Menschheit berichten sollen

Artegenium [2015]

Seiten: 272 // Taschenbuch

~°~ Klappentext ~°~

Als man in den Siebzigerjahren die Voyager-Sonden ins All schickte, legte man eine Datenplatte mit Botschaften bei, die sich an außerirdische Zivilisationen richteten. Doch die Wahrheit über den Menschen wurde darin verschwiegen. Gard Meneberg geht der Frage nach, was man stattdessen hätte enthüllen sollen. In vierundvierzig unterhaltsamen Kapiteln fasst er die absurdesten Tollheiten unserer Spezies zusammen. Dabei beschreibt er nicht nur, wie arrogant der Mensch anderen Affenwesen gegenüber auftritt, sondern auch, zu welchen Skurrilitäten ihn die Lust zuweilen treibt, wie gummiartig seine Werte sind und warum ihn das eigene Entschwinden in Panik versetzt. Ein Buch mit dem Potenzial, sogar Außerirdische zum Schmunzeln zu bringen.

~°~ Cover ~°~

Ich finde das Cover wirklich wunderschön. – Aber auch das es einfach nicht wirklich zu der Thematik passt. Es hat einen Touch von Menschlichkeit und Natur und spiegelt auch einen philosophischen Hang wieder, doch irgendwie fehlt etwas… Leider kann ich selbst nicht genau sagen was es ist, vielleicht das Quäntchen Dummheit der Menschheit!? 😉

~°~ Eindrücke/ Meinung ~°~

Wer fragt sich nicht wer wir eigentlich sind!? Wie so oft ist die Antwort Ansichtssache. Das Erkennungsmerkmal für einen Mensch, wie es hier definiert wird: „Halte ihm eine Unze Gold oder Silber vor die Nase und dazu die Aussicht auf mehr.“ Wie war es doch leider ist, dass der Mensch von der Gier getrieben wird… Ich konnte nicht anders, als zustimmend nicken. (Und das obwohl ich alles andere als eine „Ja-Sagerin“ bin. ;)) Der Versuch mit einem Textverarbeitungsprogramm einen Menschen darzustellen zeugt hier von künstlerischer Freiheit. Die „Zeichnung“ ist fast gelungen, allerdings finde ich das hier ein Gelenk Zuviel dargestellt wird (im „Oberarm“/ noch unter der Schulter). Aber das ist wohl wie mit der Datenplatte im All, bei der Darstellung des Menschen frage ich mich stets, ob jemand der darauf stößt, auf Grund dessen, davon ausgeht die Spezies Mensch verfügt über mehrere Arme.

Absurde Menschheit
Absurde Menschheit

Wir unternehmen seit Jahrzehnten den Versuch der Kontaktaufnahme mit anderen (kann man sagen) Rassen (?). Doch ernsthaft: Was würde diesen „Alien“ erwarten? Ganz sicher eine Gefangenschaft in einem Versuchslabor. Irgendeinen Vorwand würde Mensch schon finden, z.B. das es nur dem „Schutz der Bevölkerung (Menschheit) dient“, da man ja nicht weiß, welche Krankheiten dieses „Ding“ mitbringt. Oder aber, wie so oft beim Tier als Ausrede benutzt: „..dient zur Erforschung, damit wir von ihm lernen können …“ – Ganz ehrlich: Ich für meinen Teil hoffe wirklich inständig, dass keine außerterristische Lebensform so „blöd“ ist, die Erde zu besuchen. Es wäre ihr Ende – oder unsers. (Wobei ich letzteres gar nicht so schlimm fände.)

Hier schafft er Autor es den Leser (mich) mit einer Sehnsucht zu erfüllen. Der Sehnsucht nach ein wenig (mehr) Naivität. Ich vermisse die unbescherte(rer) Kindheit, als ich noch auf Drachen flog, mich in Räuberhöhlen versteckte und mit Pappraumschiffen das Weltall erforschte … Doch sind wir, die Menschen, nicht noch immer naiv? Immerhin glauben wir das „außerirdische Lebensformen“ unbedingt Kontakt mit uns aufnehmen WOLLEN. – Auf meinem Blog hatte ich im Rahmens eines Awards mal die Frage gestellt, wie die jeweilige Person (Mensch) den „Aliens“ verständlich machen würde, dass diese wieder verschwinden sollen, da die Menschheit noch nicht bereit für sie sei. Die Antworten waren fast gleich: Sie würden die Aliens nicht wegschicken, denn vielleicht könnten diese ja helfen die Probleme der Menschheit zu lösen und wer wisse schon, ob die Menschheit überhaupt je bereit dafür sei. – Ist es nicht naiv, wenn der Mensch die Hoffnung hat, seine Probleme werden von anderen gelöst? Mich erinnert es an ein Kind, dem z.B. etwas runterfällt und es sich schnell unter Mamas Rock versteckt. Getreu dem Motto „Mama wird’s schon richten.“
Auch das Thema Freiheit wird behandelt. Doch Freiheit, ist das wirklich mehr als nur ein Wort? Wann ist man denn WIRKLICH frei? Ich zum Beispiel brauch Geld, dafür muss ich jeden Morgen meinen Hintern aus dem Haus bewegen. Ich bin etwa 11-12 Stunden täglich aus dem Haus, komme nach Hause, verorge die Katzen, koche, lese vielleicht noch ein Kapitel in einem Buch und muss dann auch schon schlafen. Denn am nächsten Tag klingelt mein Wecker wieder und so geht es wieder … Und am Wochende? Genau: Einkauf, Haushalt, … Ist Mensch ansonsten frei? Ich denke nicht, denn das würde bedeuten, dass jeder das tun und lassen könnte, wonach ihm/ ihr grade ist – ohne dabei schief angesehen zu werden.

Adam Angst
Adam Angst

Auch in der Mitte des Buches konnte ich nur eines: zustimmend nicken! Wie wahr ist doch die Aussage, dass Verbrechen gegen Einzelne vom Menschen geahndet werden, gegen Völker jedoch Orden verliehen werden. Eine traurige Wahrheit. – Grade jetzt, wo immer mehr Menschen nach Europa kommen, ist genau das zu beobachten: „Flüchtlinge? Klar, soll denen geholfen werden. Aber doch bitte nicht bei uns!“ Gerüchte verbreiten sich wie ein Lauffeuer, werden aufgebauscht und am Schluss glauben tatsächlich was irgendwer mal in die Welt setzte. Man darf an dieser Stelle nicht vergessen, dass sich jeder dieser „Gläubigen“ sich als „frei DENKENDEN“ Menschen bezeichnet …“ –

Den Entdeckerdran der Menschen mag ich. Allerdings nur zu einem gewissen Teil, denn leider weiß der Mensch nicht, wann er aufhören muss. (Wie im Buch auch beschrieben wird, will Mensch immer und immer mehr …) Klar ist es toll, wenn wir Zusammenhänge verstehen und neues entdecken. Aber warum müssen wir dabei Lebensräume zerstören, unschuldige Tiere fangen, …!? Eine Fotografin sagte mal einen Satz, für den ich sie sehr bewundert habe: „Ich liebe Haie. Und gerade weil ich das tue, muss ich noch lange nicht mit einem Glasboot aufs Meer fahren oder mich mit in einem Käfig versenken lassen. Warum sollte ich sie in ihrer natürliche Umgebung stören!?“ Recht hat sie – und ich wünschte wirklich, mehr Menschen würden so denken – und vor allen Dingen auch handeln!

Nahrung? Die einen haben nichts, die anderen Zuviel. Aber auf die Idee das einfach aufzuteilen, kommt auch keiner. Das heißt auf die Idee schon, aber umsetzen möchten die wenigsten. Das würde ja bedeuten sich auf eine Stufe zu stellen und genau so wenig zu haben! Und auch an dem WAS scheiden sich die Geister. Den einen ist es egal was sie verzehren, die anderen leben im Einklang mit der Natur, … Im Buch wird Essen als eine Lustbefriedigung dargestellt. Tja, dem stimmt offenbar auch die Wissenschaft zu. Erst vor einigen Tagen habe ich gelesen, dass (die meisten) Frauen lieber Schokolade als Sex wollen. Also bitte sehr, da haben wir es! 😉

Und was wäre so ein Buch ohne das, was (nicht nur) Menschen zur Arterhaltung tun: SEX! An einer Stelle verweist der Autor darauf, dass der Mensch früher den Drang hatte in alles sexuelle Energien hineinzuinterpretieren. Ich frage mich: Warum denn nur früher? Spontan fällt mir da ein Junge ein, der in den USA in den Garten gepinkelt hat, was die Nachbarstochter gesehen hatte und prompt landete der Junge im Gefängnis. – Wegen sexueller Belästigung …

Natürlich darf auch bei der ganzen Lebenszyklusbeschreibung des Menschen auch dessen Tod nicht fehlen. Sehr anschaulich ist hier beschrieben, dass manch einer seinen verstorbenen gar nicht mehr wieder erkennt. Ich denke aber nicht, dass dies (nur) an der „gegangenen Seele“ liegt, sondern vor allen Dingen an der Arbeit der Bestatter. Immerhin haben zu Lebzeiten die wenigstens Wattepads in ihren Wangen und so mancher Mann wohl auch kein Make Up. In einem anderen Kapitel heißt es weiter, dass Männer das hassen was Frauen lieben. Zumindest mag es oft so erscheinen. Ich denke jedoch eher, dass es viel mehr an mangelnder Kommunikation zwischen den Geschlechtern liegt.

Schon fast zu schnell kam dann das, was der Leser bei jedem interessanten Buch befürchtet: Das Ende. Zum Abschluss widmet sich der Autor noch einmal der „Neuzeit“, soll heißen der Digitalisierung der Welt. Er fragt sich beispielsweise, ob Menschen die ein reges Onlineleben führen, noch am „echten“ Leben teilhaben (Manchmal frage ich mich das auch … ) und warum jeder immer, überall und zu jederzeit von jedem erreichbar sein muss. Besonders die ständige Erreichbarkeit finde ich selbst ein wenig gruselig. Ich oute mich jetzt mal und geben bekannt, dass ich mit einem Telefon groß geworden bin, dass sogar noch eine Wählscheibe hatte. Und Schnurlos war es übrigens auch nicht. Verabredungen wurden ausgemacht und tatsächlich eingehalten! Nicht so wie heute, wenn man fünf Minuten vorm Termin eine SMS bekommt: „Komme doch nicht.“ Erst in dieser Woche habe ich mein Smartphone im Wasser versenkt und konnte es einige Tage nicht benutzen. Wisst ihr was das komische daran ist? Ich habe es ÜBERLEBT!!! Ohne bleibende Schäden!!! 😉

Am Ende des Endes findet der Außerirdische dann noch eine praktische Zusammenfassung für „den Umgang mit dem Menschen“. Es ist ja auch nicht schlecht, wenn „ES“ weiß, wie es sich zu verhalten hat und wie Mensch so tickt. Falls der Alien dann auf einen Plausch mit unserer Spezies eingeht, können diese über die ungelösten „großen Rätsel der Menschheit“ philosophieren, die ganz hinten noch dran gehängt sind. – Wäre ja auch blöd, sich nur übers Wetter zu unterhalten.

~°~ Fazit ~°~

An dieser Stelle sollte ich nun wohl zusammenfassen was ich denn von dem Buch halte. Doch da drängt sich mir direkt die Frage auf: Wenn das Buch für Außerirdische geschrieben wurde, habe ich – so als Mensch – denn überhaupt das Recht mir ein Urteil anzumaßen??? Aber Moment, eben weil ich ein Mensch bin, nehme ich mir ja das Recht heraus das zu tun was ich will. Ohne Rücksicht auf andere. Also was soll’s!? 😉

Die einzelnen Kapitel waren sehr verschieden. Mal kam ich aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, ein anderes Mal fand ich dass das Weglassen eines Kapitels auch kein sinnbildlicher Beinbruch gewesen wäre. Die meisten Kapital habe ich verschlungen, so wie auch das Buch generell. Auf Grund des flüssigen Schreibstils hatte ich die Seiten in nicht einmal einer Woche komplett durch. Es war nicht als würde ich ein Buch lesen, sondern vielmehr als würde man direkt mit dem Autor im direkten Gespräch philosophieren.

Das Buch ist eine Mischung aus Fakten, Satire und vielen Anregungen zum selbst Nachdenken. Es so etwas wie ein satirischer Ratgeber zur Philosophie über die Spezies Mensch. Nur zu lesen von Außerirdischen und Menschen die sich selbst nicht ganz so ernst nehmen.

 

 

 

 

 

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