Was wäre, wenn Frauen sich endlich frei bewegen könnten – ohne Angst, ohne Belästigung, ohne das ständige Gefühl, sich „vorsichtshalber“ anpassen zu müssen? Kein mulmiges Gefühl auf dunklen Straßen, keine Schlüssel zwischen den Fingern, keine Gedanken darüber, ob das Outfit vielleicht die „falschen Signale“ sendet. Klingt traumhaft, oder? Genau diese Idee greift After Dark von Jayne Cowie auf. Ein faszinierendes Konzept mit viel Potenzial – doch leider blieb das Buch für mich hinter den Erwartungen zurück. Ein vielversprechender Auftakt, aber…
Eindrücke / Meinung
Das Thema von After Dark ist unheimlich spannend und bietet jede Menge Denkansätze. Gerade weil es gesellschaftlich so brisant ist, hatte ich große Erwartungen an das Buch. Leider konnte es diese nicht erfüllen.
Der Einstieg war vielversprechend – ich wollte unbedingt wissen, wie sich diese Gesellschaft entwickelt hat und wie es zu dieser drastischen Maßnahme kam. Doch dann… zog sich die Geschichte wie Kaugummi. Trotz des faszinierenden Settings bleibt die Handlung überraschend zäh.
Ein großes Problem ist, dass der Thriller wenig Thrill bietet. Was als spannender Kriminalfall beginnt, entwickelt sich schnell zu einer recht vorhersehbaren Ermittlergeschichte. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, aber es fehlt an packenden Wendungen. Die Handlung plätschert dahin, und viele Entwicklungen konnte ich schon früh erahnen.
Eine Welt, in der Männer nachts nicht raus dürfen
Die Geschichte spielt in einer Zukunft, in der eine drastische Maßnahme umgesetzt wurde: Männer dürfen sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr draußen aufhalten. Sie tragen elektronische Fußfesseln, die sofort Alarm schlagen, wenn sie sich doch hinauswagen. Endlich können Frauen sich ohne Angst bewegen, abends im Park picknicken, tanzen und einfach sein.
Doch dann geschieht das Unmögliche: Eine Frau wird ermordet – nachweislich in der Nacht. Ein Mann kann es nicht gewesen sein, denn die Technik überwacht sie alle. Und doch sprechen die Indizien dagegen.
Detective Sarah ist die Einzige, die erkennt, was wirklich passiert ist. Doch niemand will ihr glauben. Denn das System ist perfekt. Es versagt nicht. Oder etwa doch?
Eine interessante Idee, die nicht ausgeschöpft wurde
After Dark wirft viele spannende Fragen auf:
- Ist eine Welt ohne Männer nach Einbruch der Dunkelheit wirklich sicherer?
- Wie viel Freiheit bedeutet Sicherheit?
- Was passiert, wenn ein scheinbar perfektes System Fehler macht?
Leider geht das Buch auf viele dieser Fragen nicht tief genug ein. Stattdessen bleibt es ein seichter Krimi, der zwar unterhält, aber nicht fesselt. Ich hätte mir mehr psychologische Tiefe, mehr gesellschaftliche Auseinandersetzung und vor allem mehr Spannung gewünscht.
Fazit
After Dark startet mit einer brillanten Grundidee, verliert aber schnell an Fahrt. Wer einen packenden Thriller erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein, denn das Buch fühlt sich eher wie ein routinierter Krimi an. Der Schreibstil ist angenehm, aber die Story vorhersehbar. Schade – hier wäre so viel mehr drin gewesen!
[* Vielen Dank an den Heyne-Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar. Ich versichere, dass dieses keinen Einfluss auf die Bewertung des Buches hat und dieser Blogbeitrag einzig und allein meine persönliche Meinung widerspiegelt.]