Intrigen, Krieg & Sex

George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer (2)

Das Erbe von Winterfell

Verlag: blanvalet

Erscheinungsjahr:2010

Seiten: 542

ISBN: 978-3-442-26781-1

~ Klappentext ~

Eddard Stark, der Lord von Winterfell, ist dem Ruf seines Königs und alten Freundes Robert Baratheon gefolgt und hat seine kalte Heimat im hohen Norden verlassen, um bei Hof in Königsmund als Hand – als Roberts Berater und Stellvertreter – zu dienen. Doch was schon beim Besuch seines Freundes auf Winterfell zu erkennen war, wird am Königshof noch viel deutlicher: Robert Baratheon ist nicht mehr der Mann, der er früher war – der mutige und instinktsichere Feldherr, der einst gemeinsam mit Eddard Stark die Herrschaft über die Sieben Königreiche eroberte. Stattdessen ist er ein schwacher König, der nicht in der Lage ist, den Intrigen rund um den Eisenthron Einhalt zu gebieten. Und in diese Intrigen wird Eddard Stark als die rechte Hand Robert Baratheons immer tiefer hineingezogen. Der Lord von Winterfell ist ein geradliniger, tapferer und aufrechter Mann, der sich jeder Gefahr mit dem Schwert entgegenstellen würde – aber die Ränke der Mächtigen sind nichts, was man mit einem Schwert bekämpfen kann. Auch nicht, wenn man die Hand des Königs ist …

~ Eindrücke / Meinung ~

Ich berichtete bereits über den ersten Teil des Epos „Das Lied von Eis und Feuer.“ (siehe „Eisiges Feuer & herrschaftliche Emotionen„) Glücklicherweise hatte ich bereits diesen zweiten Teil da, so dass ich direkt weiter lesen konnte. Heute möchte ich euch darüber berichten:

Dieser Roman schließt direkt an den vorherigen Teil an. Es gibt keine Einführung oder ähnliches. Zwischendurch gibt es einige minimale Rückblicke, wenn sich beispielsweise jemand erinnert. Diese „Gedanken“ sind jedoch sehr minimal, so das es an einigen Stellen schwierig ist eine Handlung zu verstehen ohne den ersten Teil der Reihe zu kennen. Da ich diesen ja gelesen habe, fand ich es toll keine ständigen Wiederholungen lesen zu müssen.

Die Protagonisten sind weitgehend bereits bekannt. Inzwischen sind einige an ihrem Ziel angekommen, zu dem sie im letzten Roman geritten sind. Andere sind auf dem Weg. Für mich als Leserin fühlt es sich an als wäre ich gar nicht weg gewesen.

Auch die Probleme haben sich nicht von selbst gelöst. Wie im richtigen Leben.

Eddard Stark ist bei seinem alten Freund Robert angekommen und hat die Position der „Hand“ übernommen. Damit soll er dem König mit Rat und Tat zur Seite stehen und ihn mit seinem Leben schützen. Ed und Robert sind seit einer Ewigkeit befreundet, doch die Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Der König ist nicht mehr der Mensch den Eddard einst kennen und schätzen gelernt hat. Vom Rat erfährt er dass das Königreich nicht nur pleite, sondern auch verschuldet ist. Die Führung des Königs missfällt einigen und so mancher möchte seinen Kopf rollen sehen.

Dieser Roman ist voll von Verrat, Krieg und Mord. Aber nicht immer geht es einfach nur um blutiges Gemetzel. Nein, es gibt sogar einige Stellen an denen ich als Leserin (mindestens) ins Schmunzeln geriet. Auf die Frage wie er gerne sterben würde, antwortet Tywin:

“ […] In meinem eigenem Bett, den Bauch voller Wein, meinen Schwanz im Mund einer Jungfrau und ich im Alter von achtzig Jahren […]“ (S. 45)

Dany, die inzwischen mit dem großen Khal Droge vermählt ist, ist schwanger. Wie es in dem „Stamm“ üblich ist unterzieht sie sich den Bräuchen. Teilweise sind sie, für mich, ein wenig ekelig. Auch wenn ich sie nur lesen und nicht mit ansehen muss. So wird beispielsweise einem Hengst das Herz herausgerissen und Dany muss es, noch warm und roh, verspeisen. Es erinnert mich ganz stark an Bräuche von Eingeborenenstämmen. Solche traditionellen Stellen kommen in diesem Buch immer wieder vor, was ich sehr schön finde.

„[…] Warmes Blut füllte ihren Mund und lief ihr übers Kinn. Der Geschmack drohte sie zu ersticken, trotzdem zwang sie sich, zu kauen und zu schlucken. Das Herz eines Hengstes würde ihren Sohn stark und schnell und furchtlos machen – dies zumindest glaubten die Dothraki -, doch nur, wenn die Mutter es ganz essen konnte. Sollte sie vom Blut würgen müssen oder das Fleisch erbrechen, fielen die Omen ungünstiger aus. Das Kind mochte tot geboren werden oder schwach sein, deformiert oder weiblich. […]“ (S. 83)

Sansa, eine von Eddards kleinen Töchtern, ist total in Prinz Joffrey verliebt. Ihr Vater hat jedoch einen Ritter in Winterfell für sie vorgesehen, mit dem sie vermählt werden soll. Als sie mit ihm in die Heimat zurückkehren soll, kochen die Gefühle. Ihr Vater verbietet ihr sogar sich von ihrem Liebsten zu verabschieden. Sie denkt nicht groß nach und wendet sich an die Königin. Nicht ahnend was sie Eddard Statk damit antut… Wir waren (oder sind) wohl alle mal frisch verliebt. Ich konnte mit der Kleinen mitfühlen, ihre Liebe, ihren Schmerz – und ihre Schuldgefühle.

„[…] Noch nie hatte sie etwas derart Eigensinniges getan, und sie hätte auch nicht daran gedacht, wenn sie nicht Joffrey so sehr liebte. „Er wollte mich nach Winterfell zurückschicken und mich mit irgendeinem kleinen Ritter verheiraten, obwohl ich Joffrey wil. Ich habe es ihm gesagt, aber er wollte nicht auf mich hören. […]“ (S. 163)

Alte Legenden erzählen von Untoten hinter den Landesgrenzen. Sie kamen vor vielen Wintern und hinterließen eine Spur des Todes. Den Kindern werden am Kamin Schauergeschichten davon erzählt, die Erwachsenen halten es für einen Mythos. Doch dann werden im Wald  einige Leichen gefunden…. Sind die „Anderen“ zurück?

„[…] In der Finsternis kamen die Anderen herangeritten […] Kalt und tot waren sie, sie hassten Eisen und Feuer und Berührungen durch die Sonne und jedes Lebewesen mit Blut in seinen Adern. Festungen und Königreiche der Menschen fielen, wenn sie auf ihren bleichen, toten Pferden gen Süden ritten und ganze Armeen Erschlagener anführten. Sie fütterten ihre toten Diener mit dem Fleisch der Menschenkinder … […]“ (S. 177)

Krieg ist Krieg. Das scheint auch der Autor so zu sehen, denn er verschönigt hier nichts. Ich persönlich finde die authentische Vorstellung sehr gut, denn Kriege sind nun einmal grausam. Manche Passagen lassen einen allerdings schlucken, denn auch (die leider oft üblichen) Vergewaltigungen werden aufgeführt.

„[…] Auf der anderen Straßenseite schluchzte ein Mädchen in Danys Alter mit hoher, dünner Stimme. Ein Reiter stieß sie auf einen Leichenstapel, bäuchlings, und drängte sich in sie. […]“ (S. 323)

Überhaupt wird Sex sehr groß beschrieben. Auch hier setzt Martin auf bildliche Beschreibungen, was teilweise etwas „herb“ wirkt. An vielen Stellen war ich mir nicht mehr so sicher wirklich einen Fantasyroman zu lesen. (Allein daher definitiv ein Roman für Erwachsene!)

„[…] Seinesgleichen habt ihr nicht zu fürchten , M`Lord“, sagte das Mädchen und rieb eifrig seinen Schwanz. […]“ (S. 344)

Der Schreibstil ist meist ausschmückend. In diesem Fall finde ich es gar nicht störend, sondern sehr angenehm wenn mir der Autor die Landschaft, die Geräusche und den Duft beschreibt. Als Danny beispielsweise auf dem Markt einkauft  konnte ich ihre Duftöle und das gegrillte Fleisch förmlich riechen. George R. R. Martin schafft es alle Sinne beim Leser zu wecken.

Die Charaktere sind alle wunderbar ausgearbeitet. Ich fühlte mit ihnen, liebte oder hasste sie. Ich war gespannt auf die Aktivitäten jedes Einzelnen.

Das Ende kommt ziemlich abrupt und nicht alle Handlungsstränge sind aufgelöst. Der Autor arbeitet hier mit „Clifehängern“. Für mich, die offene Enden liebt, perfekt. Allerdings muss ich gestehen das ich es gar nicht erwarten kann den dritten Teil in der Hand zu halten, um zu erfahren welche Schicksale die Protagonisten erwartet.

(Wie heißt es so schön: Wenn ein Buch spannend ist, ist es immer zu kurz. ;))

~ Fazit ~

Ein super spannendes Buch. Viele Geschichten laufen parallel. Als Leser kommt man kaum dazu Atem zu holen, so schnell überschlagen sich die Ereignisse. Doch genau dies ist es, was ich an diesem Roman liebe. Es ist das, was mich dazu bewegte die über 500 Seiten innerhalb von etwa einer Woche durchzulesen. Ich MUSSTE einfach wissen wie es weitergeht. Wer wen verrät oder wer zu wem hält. Ich wollte wissen ob Dany tatsächliche einen Sohn gebärt und ob Sensa ihren Prinzen heiraten darf.

„Das Erbe von Winterfell“ entführt den Leser nicht nur in eine fantastische und gut ausgearbeitet Welt, sondern vermischt diverse Genres. Krimifans kommen hier genauso auf ihre Kosten wie die von Liebesgeschichten.

Besonders Fantasy- und Mittelalterfans kann ich diesen Roman nur wärmstens ans Herz legen.

~ weitere “Das Lied von Eis und Feuer” Fortsetzungsromane ~

Die Herren von Winterfell (1)

Der Thron der Sieben Königreiche (3)

Die Saat der goldenen Löwen (4)

Sturm der Schwerter (5)

Die Königin der Drachen (6)

Zeit der Krähen (7)

Die dunkle Königin (8)

Der Sohn des Greifen (9)

Ein Tanz mit dem Drachen (10)

weitere Romane sind in Vorbereitung

~ über den Autor ~

George Raymond Richard Martin, 1948 in Bayonne / New Jersey geboren, veröffentliche seine ersten Kurzgeschichten im Jahr 1971 und gelangte damit in der Science-Fiction-Szene zu frühem Ruhm. Gleich mehrfach wurde ihm der renommierte Hugo Award verliehen. Sein mehrteiliges Epos Das Lied von Eis und Feuer wird einhellig als Meisterwerk gepriesen. George R. R. Martin lebt in Santa Fe, New Mexico.

Eis2

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