Es gibt diese Phasen im Leben, in denen man an einem Punkt ankommt und plötzlich denkt: „Warum habe ich das eigentlich all die Jahre so gemacht?“ Genau so ging es mir, als ich meinen Perfektionismus hinterfragt habe. Ich war immer der Meinung, dass „gut“ nicht gut genug sei und nur das „Perfekte“ die Welt erblicken dürfte. Klingt logisch, oder? Wenn man etwas macht, dann richtig. Immer das Beste geben. Aber wann ist „das Beste“ erreicht? Und vor allem: Was kostet es, diesen ständigen Drang nach Perfektion zu befriedigen? Spoiler: Es kostet eine Menge Energie und vor allem… Freude. Doch mit der Zeit habe ich gelernt, dass nicht alles perfekt sein muss – und genau davon möchte ich heute erzählen.
Die Zeit des Perfektionismus
Wenn ich auf meine kreativen Anfänge zurückblicke, sehe ich eine Frau, die immer nach dem perfekten Ergebnis strebte – egal, ob es beim Schreiben, Fotografieren oder (versucht) Zeichnen war. Perfektionismus war damals für mich der Inbegriff von Erfolg. Alles musste auf den Punkt sitzen, ohne Fehler, ohne Makel. War etwas nicht „perfekt“, dann wurde es gnadenlos verworfen oder endlos überarbeitet. Ich erinnere mich noch gut an Blogposts, die ich wochenlang herumgeschoben habe, weil der letzte Satz einfach nicht „gut genug“ war. Oder Fotos, die nie das Licht der Öffentlichkeit erblickten, weil sie einen winzigen Fehler hatten, den wahrscheinlich niemand außer mir jemals bemerkt hätte.
Und was war die Folge? Projekte, die nie abgeschlossen wurden. Kreativität, die sich immer mehr einengte. Ich habe mich selbst in die Zwangsjacke des Perfektionismus gesteckt, ohne es zu merken.
Der Wendepunkt: Perfektion ist eine Illusion
Irgendwann – und ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau, wann der Moment kam – habe ich angefangen, Perfektion loszulassen. Vielleicht war es eine schleichende Erkenntnis, die sich langsam in mein Bewusstsein geschlichen hat, oder vielleicht eine Reihe kleiner Erfahrungen, die mich dazu gebracht haben, meinen Perfektionismus zu hinterfragen. Eins steht fest: Ich habe verstanden, dass Perfektion nichts weiter als eine Illusion ist.
Was für den einen „perfekt“ ist, ist für den anderen vielleicht nur „okay“. Und wie oft hast du schon gedacht, dass etwas, das du selbst als unvollkommen empfunden hast, von anderen begeistert aufgenommen wurde? Es gibt keine universelle Skala für Perfektion, und das zu begreifen, war für mich eine echte Befreiung.
Die Schönheit der Unvollkommenheit
Heute gehe ich viel entspannter an meine Projekte heran. Fehler? Gehören dazu. Ecken und Kanten? Die machen doch erst das Besondere aus! Ich habe gelernt, dass Kreativität oft genau dort entsteht, wo etwas nicht perfekt läuft. Ein schief geratener Satz kann plötzlich einen ganz neuen, charmanten Dreh bekommen. Ein vermeintlich misslungenes Foto erzählt vielleicht eine viel spannendere Geschichte als die glatt polierten Bilder.
Ich erinnere mich an ein Foto, das ich vor einiger Zeit gemacht habe. Die Belichtung war nicht ganz perfekt, der Fokus lag nicht genau da, wo er hätte sein sollen. Früher hätte ich dieses Bild einfach gelöscht. Aber diesmal habe ich es trotzdem hochgeladen – und was soll ich sagen? Es war eines der Fotos, die die meisten Reaktionen hervorgerufen haben. Warum? Weil es eine Geschichte erzählte, die tiefer ging als die „technische Perfektion“. Es war menschlich, und genau das schätzten die Betrachter.
Mehr Freude, weniger Stress
Und weißt du was? Es fühlt sich befreiend an! 😊 Es bedeutet nicht, dass ich alles „schlampig“ oder „unfertig“ in die Welt setze. Aber ich erlaube mir, unvollkommen zu sein. Ich erlaube mir, ein Projekt abzuschließen, auch wenn ich das Gefühl habe, dass es hier und da noch Kleinigkeiten gibt, die „besser“ sein könnten. Denn oft sind diese Kleinigkeiten nur in meinem Kopf – und die Welt da draußen sieht sie vielleicht gar nicht.
Ich habe gelernt, dass der kreative Prozess viel mehr Spaß macht, wenn man nicht ständig nach der ultimativen Perfektion strebt. Das kleine Männchen in meinem Kopf, das früher alles bis ins letzte Detail kontrollieren wollte, habe ich endlich in den Ruhestand geschickt. Und plötzlich habe ich mehr Raum für neue Ideen, für Experimente und – das Wichtigste – für Freude am Tun.
Perfektionismus loslassen: ein Prozess
Das bedeutet natürlich nicht, dass ich von heute auf morgen den Perfektionismus komplett losgeworden bin. Es ist ein Prozess, und manchmal kommt dieses kleine Männchen aus dem Ruhestand zurück und will mitreden. Aber ich lerne, ihm zuzuhören, ohne ihm die Kontrolle zu überlassen. Manchmal braucht es eben ein bisschen Mut, die Dinge unperfekt in die Welt zu setzen. Aber ich verspreche dir: Es lohnt sich!
Wenn du dich manchmal im Perfektionismus verlierst, mach dir bewusst: Fehler sind nicht das Ende der Welt. Sie sind oft der Anfang von etwas Neuem. Etwas, das vielleicht noch schöner, noch spannender und noch authentischer ist, als das, was du dir in deinem Kopf vorgestellt hast.
Wie geht es dir mit Perfektionismus?
Vielleicht kennst du dieses Gefühl auch? Wenn ja, lass uns gerne darüber austauschen! Hast du schon einmal gemerkt, dass „gut genug“ manchmal völlig ausreicht und vielleicht sogar besser ankommt als das vermeintlich „Perfekte“? Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen. 😊
1 Gedanke zu „Perfektionismus überwinden: Wie du durch Fehler erfolgreicher und kreativer wirst“