Wenn man mir ein Buch mit der Prämisse vorlegt: „Stell dir vor, Geld gäbe es nicht mehr!“, dann bin ich sofort interessiert. Nicht nur, weil ich selbst oft über unsere kapitalistische Gesellschaft nachdenke, sondern weil ich es liebe, wenn Bücher sich an große Fragen wagen. Genau das tut „Million Dollar Boy“ – und das auch noch mit einem recht poetischen Schreibstil, der durchaus Potenzial hat. Eigentlich.
Das Buch
Will Hofmann
Million Dollar Boy
Erscheinungsdatum: 15.11.2017
ISBN: 9783942606301
284 Seiten, Wiebers Verlag

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Worum geht’s?
Im Zentrum steht eine Welt, in der Geld als Währung abgeschafft wurde. Stattdessen wird mit „Wert“ und „Vertrauen“ gehandelt – ein radikaler Bruch mit dem System, wie wir es kennen. Klingt neu, ist es aber streng genommen nicht: Schon lange vor dem ersten Zahlungsmittel gab es Tauschhandel. Hofmann wirft einen philosophischen Blick auf diese Idee und transportiert sie in eine mögliche Zukunft. Dabei werden persönliche Schicksale, zwischenmenschliche Beziehungen und gesellschaftliche Dynamiken aufgegriffen.
Stark gedacht, schwach strukturiert
Der Schreibstil war überraschend nah an dem, was ich sonst selbst mag: bildlich, durchdacht, poetisch. ABER – und hier kommt das große Aber – irgendwann wurde es mir einfach zu viel. Ich liebe es, wenn Autoren Atmosphäre schaffen. Aber ich brauche nicht beschrieben, wie exakt das Licht auf jedem Staubkorn im Raum fällt, wenn’s für die Handlung null Relevanz hat. Die vielen ausufernden Details haben die Geschichte stellenweise zäh wie Kaugummi gemacht.
Hinzu kommen die Zeitsprünge, die mich mehr verwirrt als bereichert haben. Eine lineare Erzählweise hätte dem Buch richtig gutgetan. So war ich oft rausgerissen, musste überlegen, wo wir gerade sind – und warum das jetzt wichtig sein soll. Diese Erzählstruktur hat mir den Zugang leider unnötig erschwert.
Mehr als nur Kapitalismuskritik
Trotz aller Kritik will ich dem Buch nicht absprechen, dass es wichtige Themen behandelt. Es geht nicht „nur“ um Geld oder dessen Abschaffung – es geht um menschliche Werte, um Vertrauen, um Gemeinschaft und Identität. Diese philosophische Ebene hat mir tatsächlich gut gefallen und regt definitiv zum Nachdenken an.
Fazit: Gute Idee, aber schwache Umsetzung
„Million Dollar Boy“ will viel – vielleicht sogar zu viel. Es gibt starke Momente, schöne Gedanken und ein interessantes Szenario. Aber die überladenen Beschreibungen, die verwirrende Erzählweise und das etwas verkopfte Gesamtkonzept haben mir das Lesevergnügen leider stark geschmälert. Ich bin nicht böse, dass ich’s gelesen habe – aber empfehlen würde ich es eher Lesern, die Freude daran haben, sich langsam und geduldig durch viel Gedankenprosa zu arbeiten.