[Werbung*] Von den Passionsspielen haben die meisten wohl schon einmal etwas gehört. Genau so das Deutschland ein „Brotland“ ist und dabei seine ganz eigene Kultur hat. Andere Dinge wurden vielleicht bereits einmal gehört, wie z.B. das Reetdach decken. (Hier im Norden sah man in meiner Kindheit noch jede Menge solcher, mit Reetdach gedeckten, Häuser. Leider sind sie auch extrem anfällig für Brände und so verschwanden die meisten nach und nach …) Doch auch das Hebammenwesen, Orgelbau, Blaudruck, Genossenschaften, Kneipen, Flößerei, und viele viele andere großartige Themen werden in dem Buch „Zukunftsprojekt Tradition – Das Immaterielle Kulturerbe Deutschlands“ behandelt. Die Autorin bietet eine faszinierende und umfassende Analyse des immateriellen Kulturerbes in Deutschland und dessen Bedeutung für die Zukunft.
Was ist Immaterielles Kulturerbe überhaupt?
Immaterielles Kulturerbe (auch „lebendiges Erbe“ genannt) bezieht sich auf Praktiken, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen, Fertigkeiten und Traditionen, die von Gemeinschaften, Gruppen und Einzelpersonen weitergegeben werden. Es handelt sich um kulturelle Ausdrucksformen, die nicht materiell sind, wie zum Beispiel mündliche Überlieferungen, Musik, Tänze, Theater, Feste, Bräuche, Handwerkskunst und traditionelle Medizin. Immaterielles Kulturerbe ist wichtig für die Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl von Gemeinschaften, da es ihnen eine Verbindung zu ihrer Vergangenheit und Traditionen ermöglicht und ihnen hilft, ihre kulturelle Identität zu bewahren. Die UNESCO hat das Konzept des immateriellen Kulturerbes 2003 eingeführt und fördert die Erhaltung und Wertschätzung des immateriellen Kulturerbes weltweit.
Inhalt
Sabine Schwieder beginnt mit einer Einführung in das Konzept des immateriellen Kulturerbes und erläutert dessen Bedeutung für die Identität, das kulturelle Erbe und die nachhaltige Entwicklung. Sie beschreibt auch die Organisationen und Prozesse, die zur Erfassung und Erhaltung des immateriellen Kulturerbes in Deutschland beitragen.
Der Hauptteil des Buches besteht aus detaillierten Fallstudien, die verschiedene Aspekte des immateriellen Kulturerbes in Deutschland beleuchten, wie beispielsweise die Wiederbelebung von regionalen Dialekten (früher konnte ich noch ganz passabel „plattdütsch“ sprechen, heute habe ich tlws. schon Schwierigkeiten es zu verstehen) und Traditionen, die Pflege von Handwerkskunst und die Bewahrung von historischen Bräuchen und Festen.
Besonders beeindruckend hat mich, dass die Autorin nicht nur die Erfassung und Erhaltung des immateriellen Kulturerbes betrachtet, sondern auch die Potenziale und Chancen aufzeigt, die sich daraus ergeben können. Sie beschreibt beispielsweise, wie die Weitergabe von Wissen und Fertigkeiten im Rahmen des immateriellen Kulturerbes dazu beitragen kann, eine nachhaltige Wirtschaft und eine inklusive Gesellschaft zu fördern. Ein sehr wichtiger Aspekt, besonders in der heutigen Zeit.
Untermalt wird das Ganze von sehr vielen, oft ganzseitigen, Fotos welche das Gelesene eindrucksvoll wiedergeben und so ein Stück weit „lebendig“ werden lassen. Oft ist es so, als sei man direkt dabei, kann z.B. das frisch gebackene Brot förmlich riechen.
Fazit
Insgesamt ist „Zukunftsprojekt Tradition – Das immaterielle Kulturerbe Deutschlands“ ein faszinierendes und informatives Buch, das dazu beiträgt, das Bewusstsein für die Bedeutung des immateriellen Kulturerbes zu schärfen und die Diskussion über dessen Zukunftspotenzial zu fördern. Ich kann das Buch allen empfehlen, die sich für Kultur interessieren und nicht nur trockene Fakten studieren möchten.
Nice to know: 2023 ist ein Jubiläumsjahr für das immaterielle Kulturerbe. Im Rahmen dessen einige Veranstaltungen stattfinden!
[*Vielen Dank an MAIRDUMONT für das kostenlose Rezensionsexemplar. Ich versichere, dass dieses keinen Einfluss auf die Bewertung des Buches hat und dieser Blogbeitrag einzig und alleine meine persönliche Meinung widerspiegelt.]
