Jakob und der Berg der vergessenen Dinge – Ein charmantes Abenteuer mit Schattenseiten

Mirjam Oldenhave’s „Jakob und der Berg der vergessenen Dinge“ ist ein Buch, das auf den ersten Blick durch seinen angenehmen Schreibstil und die flüssige Lesbarkeit überzeugt. Es ist eine Geschichte, die sich leicht weglesen lässt und vor allem durch Jakobs viele kuriose Ideen glänzt, die das Abenteuer amüsant und unterhaltsam machen. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail – oder in diesem Fall, im Berg der vergessenen Dinge.

Titel: Jakob und der Berg der vergessenen Dinge
Altersempfehlung Verlag: ab 6 Jahre
Seiten: 208 [Hartcover]
Verlag: Coppenrath-Verlag [01.06.2023]

Kuriose Ideen und naiver Charme – Ein Blick auf die Charaktere

Jakob ist ein Protagonist, der mit seinen unkonventionellen Einfällen und seiner kindlichen Neugier schnell die Leserherzen erobert. Man kann nicht anders, als über seine oft skurrilen Aktionen zu schmunzeln. Aber – und das ist ein großes Aber – sowohl Jakob als auch einige der erwachsenen Charaktere, wie der gutmütige Jan, wirken übermäßig naiv. Diese Naivität zieht sich durch die ganze Geschichte und lässt so manche Handlungen unrealistisch erscheinen. Entscheidungen, die getroffen werden, sind nicht immer nachvollziehbar und wirken dadurch oft konstruiert. Wer sich daran stört, könnte die Geschichte als weniger glaubwürdig empfinden.

Dennoch: Die Figuren sind liebenswert gestaltet und ihre Persönlichkeiten tragen dazu bei, dass man ihnen trotz der merkwürdigen Entscheidungen gern durch die Handlung folgt. Sie wachsen einem schnell ans Herz und schaffen eine emotionale Bindung, die Oldenhave meisterhaft einfängt.

Illustration als Highlight – Ein Augenschmaus für Lesende

Ein echter Pluspunkt des Buches sind die schönen Illustrationen, die die Geschichte visuell untermalen. Besonders die „Bauzeichnungen“ sind nicht nur ein Hingucker, sondern geben der Geschichte eine zusätzliche Ebene. Diese Zeichnungen bringen Jakobs Ideenwelt zum Leben und laden zum Staunen ein. Sie sind ein schöner Kontrast zur textlichen Erzählung und machen das Buch zu einem kleinen Kunstwerk, das auch optisch einiges zu bieten hat.

Verharmlosung von Straftaten – Ein kritischer Blick auf den Inhalt

Doch so unterhaltsam das Abenteuer auch ist, gibt es einen Aspekt, der besonders bei einem Kinderbuch kritisch betrachtet werden sollte: die Verharmlosung von Straftaten. Die Geschichte ist durchzogen von Diebstählen, Einbrüchen und anderen illegalen Handlungen, die ohne große Konsequenzen dargestellt werden. Gerade in einem Buch für junge Lesende ist das problematisch. Man wünscht sich, dass solche Handlungen nicht als „witzig“ oder „unkompliziert“ erscheinen, sondern dass zumindest ein moralischer Reflexionsmoment stattfindet.

Hier liegt es an den begleitenden Erwachsenen, das Gespräch mit den Kindern zu suchen und die gezeigten Handlungen zu hinterfragen. Ein Bewusstsein für die Konsequenzen von Straftaten ist wichtig, um das Buch als das zu sehen, was es ist: eine fantasievolle Geschichte und keine Blaupause für den Alltag.

Fazit – Lesespaß mit Bedacht

„Jakob und der Berg der vergessenen Dinge“ bleibt trotz seiner Schwächen ein vergnügliches Leseerlebnis. Der Schreibstil ist angenehm, die Charaktere sympathisch und die Illustrationen bereichern die Geschichte ungemein. Allerdings ist es ratsam, sich der moralischen Stolpersteine bewusst zu sein und diese im gemeinsamen Gespräch aufzugreifen. So wird das Buch nicht nur zu einer unterhaltsamen Lektüre, sondern auch zu einem Anlass, wichtige Werte zu besprechen.

Es ist ein Buch, das zeigt, dass selbst die verrücktesten Ideen manchmal nicht ohne Tücken sind – und genau das macht den Reiz von Jakobs Abenteuern aus. Perfekt für einen verregneten Nachmittag, um in eine Welt voller vergessener Dinge abzutauchen und sich an den skurrilen Einfällen zu erfreuen, immer mit einem kleinen Augenzwinkern. 🌦📚

[* Vielen Dank an den Coppenrath-Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar. Ich versichere, dass dieses keinen Einfluss auf die Bewertung des Buches hat und dieser Blogbeitrag einzig und allein meine persönliche Meinung widerspiegelt.]

Schreibe einen Kommentar