Ladyparts: Ein kraftvolles Memoirenbuch über Gesundheit, Feminismus und den Kampf ums Überleben

Wow, was für eine Achterbahnfahrt! Deborah Copaken nimmt uns in ihrem Memoiren-Buch „Ladyparts“ auf eine über 20 Jahre währende Reise durch ihr Leben mit – und glaubt mir, es geht ordentlich zur Sache. Sie erzählt nicht nur von ihren Höhenflügen als Kriegsfotografin, sondern lässt uns auch an den wirklich harten Momenten ihres Lebens teilhaben. Klingt nach einer Menge Drama? Oh ja – aber in diesem Buch steckt auch so viel mehr.

Eindrücke / Meinung

Zwischen Kriegsfronten und Familienchaos

Deborah Copaken ist eine Frau mit vielen Facetten: Sie war Kriegsfotografin, Autorin und ist vor allem Mutter. Und sie scheut nicht davor zurück, uns einen ungeschönten Blick hinter die Kulissen zu geben. Als Leser*in fliegt man quasi von einer Kriegszone zur nächsten: mal beruflich, mal privat. Es geht um all die großen Kämpfe des Lebens – ihre Karriere, ihre Gesundheit, ihre Rolle als Mutter und Frau in einer Welt, die oft noch ziemlich patriarchal daherkommt. Spannend? Aber sowas von! Es ist ein Leben zwischen Schlachtfeld und Kindergeburtstag – manchmal nur ein kleiner Schritt voneinander entfernt.

Mehr als nur „Frauenthemen“

Lass dich nicht vom Titel täuschen! Klar, „Ladyparts“ klingt erstmal nach einem Buch über den weiblichen Körper (und ja, es geht auch viel um gesundheitliche Hürden), aber Copaken bietet noch viel mehr. Sie zeigt, wie das Leben als Frau im 21. Jahrhundert oft eine einzige Herausforderung ist. Von der mangelnden medizinischen Forschung für Frauen bis hin zu den Ungerechtigkeiten im Job – diese Themen treffen ins Schwarze. Für Leser*innen außerhalb der USA (wie uns hier in Deutschland) kann es an manchen Stellen schwer nachzuvollziehen sein, wie chaotisch und ungerecht das amerikanische Gesundheitssystem wirklich ist – aber das macht es nur noch erschreckender.

Das amerikanische Gesundheitssystem: Sci-Fi lässt grüßen

Für uns hier in Deutschland muten manche Geschichten aus dem amerikanischen Gesundheitssystem fast wie Science-Fiction an. Keine Krankenversicherung? Behandlungen, die Tausende kosten? Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Copaken zeigt ganz klar, dass für viele Frauen die Ungerechtigkeiten dort nicht nur mit ihrem Geschlecht zu tun haben, sondern auch mit einem System, das einfach nur ungerecht ist. Es ist schockierend und definitiv ein Thema, das zum Nachdenken anregt – auch wenn es uns hier nicht direkt betrifft.

Privilegien? Aber klar doch!

Aber Copaken wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht auch offen über die Hilfe spricht, die sie durch Freund*innen und ihr Netzwerk bekommen hat. Finanzielle Unterstützung, Schlafplätze, Jobangebote – sie hat ein soziales Netz, von dem viele nur träumen können. Allerdings lässt sie an manchen Stellen ein Bewusstsein für diese Privilegien vermissen, was beim Lesen manchmal etwas irritiert.

Emotionaler Wahnsinn – und du bist mittendrin

Gefühlschaos pur! Copakens Geschichte liest sich wie eine wilde Achterbahnfahrt der Emotionen: von schmerzhaften Operationen über Dating-Pannen bis hin zu familiären Dramen. Kein Aspekt ihres Lebens bleibt unberührt. Besonders die Momente, in denen sie ihre Verzweiflung und Wut offen teilt, gehen richtig unter die Haut. Wer hat sich nicht schon mal über das Leben geärgert? Eben!

„Bin ich eine Ausnahme? Nein, im Gegenteil. Ich bin jederfrau: geboren mit weiblichen Organen in einer Welt, die uns aufgrund dieser Organe übersieht und überhört, unterbezahlt und untererforscht und unterversorgt und unterfinanziert und nicht die gleichen Rechte garantiert.“

Deborah Copaken

Humor? Aber natürlich!

Und das Beste: Trotz all dieser Schwere lässt Copaken nie ihren Humor im Stich. Ihre Selbstironie sorgt dafür, dass man auch in den düstersten Momenten einen Schmunzler auf den Lippen hat. Das Buch wäre ohne diese humorvollen Lichtblicke kaum zu ertragen – Copaken gelingt es, die Waage zu halten.

Ein kleines strukturelles Durcheinander

So großartig ihre Geschichten auch sind, die Struktur des Buches ist manchmal… na ja, sagen wir, herausfordernd. Es gibt abrupte Zeitsprünge, die manchmal verwirren. Und manche Abschnitte, wie ihre Ausführungen über das Schulsystem in Manhattan, fühlen sich nicht immer passend an. Da hätte man ruhig ein bisschen kürzen können.

Fazit: Ein wichtiges, mutiges Buch

Trotz kleinerer Schwächen in der Struktur ist „Ladyparts“ ein Buch, das bleibt. Es schmerzt, inspiriert und sorgt dafür, dass man noch lange nach dem Zuschlagen darüber nachdenkt. Copaken erzählt nicht nur die Geschichte ihres eigenen Lebens, sondern zeigt auch die Kämpfe, denen Frauen weltweit gegenüberstehen. Ihr Mut, ihre Ehrlichkeit und ihr unerschütterlicher Wille machen dieses Buch zu einer Empfehlung – für Frauen und Männer gleichermaßen. Kurz gesagt: Ein Buch, das trifft.

Cover des Buches Ladyparts
Ein bisschen (zu) viel Input. Weniger wäre hier mehr gewesen, dennoch eine wunderbare feministische Lektüre!

[* Vielen Dank an btb für das kostenlose Rezensionsexemplar. Ich versichere, dass dieses keinen Einfluss auf die Bewertung des Buches hat und dieser Blogbeitrag einzig und allein meine persönliche Meinung widerspiegelt.]

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