Klaus-Peter Wolf
Ostfriesenmoor
Der neue Fall für Ann Kathrin Klaasen
Verlag: Fischer
Erscheinungsjahr: 2013
Seiten: 506
ISBN: 978-3-596-19042-3
Eine Leseprobe stellt der Verlag hier zur Verfügung:
http://www.fischerverlage.de/media/fs/308/LP_978-3-596-19042-3.pdf
~ Vorgeplänkel ~
Ich bin nicht nur ein Lese-, sondern auch ein Gewinnspieljunky. Wer nicht mitmacht, kann schließlich nicht gewinnen!
Wenn es sich dann noch um ein Gewinnspiel handelt, bei dem es mindestens ein BUCH zu gewinnen gibt ist vollkommen klar, dass ich dabei bin! 😉
In einem Buchcasinogewinnspiel, bei dem es darum geht, drei gleiche Symbole zu erdrehen war mir das Glück eines Morgens hold: drei Mal das Cover von Ostfriesenmoor. 😀
Die Meldungen von Sofortgewinnen stiegen im Minutentakt. Und das obwohl nur 50 Bücher pro Monat (!) verlost wurden. Mit jeder Minute stieg das ungute Gefühl und dann kam sie, die Meldung: Technischer Defekt. :‘
Die Verunsicherung bei den Mitspielern, so auch bei mir, war groß. Doch der Veranstalter zeigte sich großzügig:
JEDER der gewonnen hatte bekam sein Buch UND die 50 Bücher für die monatliche Verlosung wurden noch einmal oben drauf gepackt, so dass jeder wieder eine Chance hatte.
Vielen Dank an den Veranstalter! 🙂
Für alle die ihr Glück selbst einmal versuchen möchten:
https://www.facebook.com/Buchcasino/app_241519442583133
(Vorraussetzung ist ein facebook-Konto. Außerdem müsst ihr Fan der Seite werden.)
Wenn ihr nicht gewinnt, bekommt ihr trotzdem tolle Buchvorschläge. So habe ich schon das ein oder andere Buch für meine Wunschliste entdeckt. O:)
~ Klappentext ~
Ein Kind wird entführt – eine Moorleiche gefunden:
Für Ann Kathrin Klaasen und ihr Team beginnt die fieberhafte Jagd nach einem Mörder und Entführer.
Den Anblick der perfekt ausgestopften Moorleiche würde Ann Kathrin Klaasen nie vergessen. Wer tut so etwas? Und vor allem: Wer kann so etwas?
Kunstvoll hatte der Mörder mit Hilfe eines Maschendrahtes den Körper nachgeformt und darüber die Haut gespannt. Wie bei einem Fliegengitter, nur viel stabiler und beweglicher. Doch warum hat er sein Werk im Moor versenkt? Während Ann Kathrin Klaasen ersten Hinweisen nachgeht, wird in Norddeich ein Kind entführt. Hat sich der Moor-Mörder ein neues Opfer geholt?
~ Eigene Zusammenfassung ~
Es beginnt harmlos. Ein Journalist fotografiert im Uplengener Moor, einer wunderschönen Naturlandschaft in der er ein nistendes Kranichpärchen entdeckt. Schon beim auslösen ist er sich sicher etwas gesehen zu haben, doch Gewissheit bekommt er nach der Entwicklung der Fotos: Da hängt ein Menschenarm! Selbstverständlich wird das Bild der Polizei übergeben, doch der Beamte glaubt ihm zunächst kein Wort.
An anderer Stelle wird ein Baby, direkt auf offener Straße und am helllichten Tag, aus dem Kinderwagen entführt. Sofort werden die Ermittlungen aufgenommen.
Nach und nach bekommt das Team um Frau Klaasen wichtige Hinweise. Dabei dringen sie immer tiefer in „schmutzige“ Geheimnisse ein. Nicht immer haben sie aber etwas mit dem Fall zu tun, so dass sich die Spur öfter verliert.
Die Zeit drängt. Immer mehr gerät die Familie des entführten Kindes in den Fokus der Ermittler und immer mehr überschlagen sich die Ereignisse. Kaum scheint ein Verdächtiger gefunden, segnet er kurze Zeit später das zeitliche.
Doch Ann Kathrin Klaasen gibt nicht auf. Sie will das Kind finden. Lebend.
~ Eindrücke / Meinung ~
Die Idee Menschen zu entführen, auszustopfen und zu sammeln ist zwar nicht neu, dafür aber mal etwas anderes als sie wegen Geld oder Familienproblemen zu ermorden. Auch die Ausarbeitung des Entführers ist super umgesetzt. Hier spürte ich als Leserin förmlich wie sich mir die Nackenhaare aufstellten, immer wenn dieser zu Wort kam. Hier ein Beispiel:
„[…] Die Blitze zielen direkt auf das Haus, in dem du bist, meine Kleine, damit ich den Weg auch finde. Das Universum zeigt mir, wohin ich zu gehen haben. Gott ist mein Freund. […] Menschen gehen weg, lassen ihre Liebsten im Stich. Das gefällt dem Herrgott nicht länger. Jemand muss kommen und das verändern. Ich bin die wahre Konservative. Ich bewahre die Welt vor dem Verfall, die Menschen vor dem Auseinandergehen. Alles versinkt im Chaos. Ich bin die stabilisierende Kraft.“ (S. 268)
Diese Person wirkt psychisch gestört und ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass ich ihr nie persönlich begegnen möchte. Genau dies erwarte ich von einem Krimi: Ich möchte als Leserin Angst vor dem Täter haben – und hier ist sie garantiert.
Die Ermittlungen gehen in die verschiedensten Richtungen. Jeder und alles wird „unter die Lupe“ genommen. Kaum dachte ich: Okay, jetzt macht das alles Sinn und war mir sicher wer hinter allem steckt kamen neue Fakten ans Licht, die alles wie eine Seifenblase zerplatzen ließen. Ich LIEBE es in einem Roman überrascht zu werden und bis zum Schluss nicht zu wissen wer es war. So bleibt es durchgehend spannend. Bei „Ostfriesenmoor“ brauchte ich etwas ein ¾ des Buches um den Täter zu identifizieren. Wirklich klasse gemacht.
Auch die anderen Charaktere gehen charakterlich in die verschiedensten Richtungen. Es gibt alles von der braven Ehefrau über den sexistischen Polizisten bis zum aufmüpfigen Teenager. Wie im richtigen Leben. So wirkt alles sehr authentisch und sorgt für Abwechslung.
Im Roman merkte ich schnell das der Autor seine Heimat Ostfriesland kennt und liebt. Eigentlich nichts schlimmes, doch inzwischen scheint es mir als würde ich jedes Geschäft und jedes Restaurant mit Namen und Adresse kennen. Würde man noch die Öffnungszeiten ergänzen, könnte man diesen Krimi als Reiseführer benutzen. Das nervte irgendwann einfach nur noch. Ebenso das die Hauptermittler immer „in den Ostfriesenkamp 13“ fuhren. Sie fuhren nicht einfach nur nach Hause, sondern sie „fuhren nach Hause in den Ostfriesenkamp 13“. Jedes Mal wurde diese Straße und Hausnummer genannt. Ob sie dort hin fuhren oder von dort weg, ob sie sagten das sie dort wohnten…
Leider gibt es im Roman auch einige Logikfehler:
Es gibt z.B. eine eifersüchtige Freundin, die unbedingt der Geliebten ihres Freundes nachspüren will. Sie kennt ihren Namen nicht, wohl aber das Kennzeichen des Autos. Was macht sie also? Sich auf ihrem Smartphone eine App herunterladen, dort das Kennzeichen eingeben und schon hat sie den Namen der Frau und die Anschrift gleich mit.
Ich hege arge Zweifel, dass es so eine App gibt. Soviel Datenschutz gibt es doch in Deutschland hoffentlich noch!?
„Sie hatte sich eine App herunter geladen, mit der zu jeder Autonummer der Halter plus Adresse ermittelt werden konnte.“ (S.357)
Außer in Actionfilmen fangen Autos weder an zu brennen, noch explodieren sie nicht einfach. Einzige Ausnahme wäre, wenn der Wagen vorher bereits beschädigt wäre und dann vielleicht noch Reservebenzin im Kofferraum hätte.
(Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass selbst, bei einem schweren Autounfall mit mehreren Überschlägen und noch einem längeren Rutschen auf dem Dach kam nicht mal ein Funke…)
„Der Wagen fing sofort Feuer.“ (S. 399) „… dann explodierte der Wagen.“ (S.400)
Bei den ganzen Morden gibt es auch noch einen Selbstmord. Zumindest den Gedanken daran. Wie man es auch aus vielen Filmen kennt kommen hier die guten alten Schlaftabletten zum Einsatz. Diese hat die Selbstmörderin in spe in EINER Apotheke gekauft. Abgesehen davon, dass Apotheker hoffentlich keine Unmengen von Tabletten an eine Person abgegeben, sind „harte“ Schlaftabletten verschreibungspflichtig. Alle frei verkäuflichen Tabletten würden keine tödliche Dosierung erreichen. Im schlimmsten Fall vielleicht eine Magenvergiftung.
Aber wer weiß, vielleicht wollte die gute Dame ja einfach übermüdet Auto fahren und bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen??? 😉
„Sie hatte vor, sich umzubringen. Sie wollte Schluss machen. In der Frisia-Apotheke hatte sie sich mit genügend Schlaftabletten eingedeckt.“ (S. 445)
~ Fazit ~
Auch wenn dieser Roman den ein oder anderen Logikfehler hat und nur so von Marken- bzw. Namensplatzierungen strotz, so ist er doch spannend genug um über dies hinweg zu sehen. Viele abwechslungsreiche Charaktere und Hinweise die in diverse Richtungen vermuten lassen, machen diesen Krimi sehr spannend. Die Handlungen sind fast nie vorhersehbar und das Buch ist spannend bis zur letzten Seite.
Auch der flüssige Schreibstil lässt sich angenehm lesen. Wenig Fachbegriffe und Umgangssprache ohne dabei salopp zu wirken.
Ich bin zwar mehr ein Thriller und kein Krimi-Fan, aber „Ostfriesenmoor“ kann ich euch durchaus empfehlen.
~ Nachtrag 28.03.2013 ~
Noch gestern Abend teilte Buchcasino den Link zu dieser Rezension auf ihrer Facebookseite. 🙂 Vielen lieben Dank dafür. – Und natürlich auch allen „Gefällt mir“-Klickern, Teilern und Kommentatoren. 🙂